Neues vom ersten vietnamesischen Autohersteller
Vinfast baut seit 2017 Elektromotorräder, bald auch elektrische SUV. Der erste vietnamesische Autohersteller hat in den vergangenen Monaten fünf verschiedene Modelle präsentiert, einige davon sollen 2024 nach Deutschland kommen. Vinfast plant zudem eine Produktionsstätte in Europa, im Gespräch ist unter anderem Thüringen. Bis zu 250.000 Fahrzeuge sollen dort jährlich entstehen.
“Neben dem Design, der Technik und der Garantie wird vor allem der Preis der Fahrzeuge für Kunden interessant sein”, sagt Le Thi Thu Thuy, Chefin von Vinfast. Es sei jetzt der richtige Schritt mit eigenen Autos auf den Markt zu kommen. “Viele Kunden steigen in den nächsten Monaten und Jahren vom Auto mit Verbrennungsmotor auf E-Autos um. Diese Kunden sind häufig markenoffener”, so die Chefin.
Innovative Marken mit interessanten Produkten
Der Vorteil neuer Hersteller: Aufgrund der Elektrifizierung der Fahrzeuge nimmt der Wartungsaufwand ab, dank Digitalisierung kann ein dichtes Servicenetz weniger wichtig werden. Für traditionelle europäische Autohersteller müsste das eine Warnung sein.
Etablierte Autohersteller sollten neue globale Marken ernst nehmen, vor allem chinesische. “China ist nach wie vor der wichtigste Automarkt, daher können es Marken, die in China erfolgreich sind, auch in Europa versuchen”, sagt Prof. Stefan Bratzel als Direktor des Center of Automotive Management (CAM). Great Wall Motor mit Ora und Wey sei nicht zu unterschätzen. Ebenso BYD, Geely, SAIC und BAIC.
Letztgenannte Marken stehen im CAM-Ranking der innovationsstärksten Automobilhersteller der E-Mobilität 2022 auf den Plätzen 4, 5, 7 und 12, Great Wall belegt Platz 14. Vorn liegt hier übrigens Tesla vor der Volkswagen Group und Hyundai.
Auch Nio (Platz 19) bietet eine neue Idee mit seinem Batteriewechselkonzept und hochvernetzten Fahrzeugen: In China gibt es bereits mehr als 800 Wechselstationen, in Europa befindet sich die Infrastruktur gerade im Aufbau, zunächst in Norwegen. Für Ende des Jahres plant Nio den Markteintritt in Deutschland.
Die zweite Welle – gekommen um zu bleiben?
Unbekannte Automarken, die auf den Markt drängen, sind nicht neu. Es ist eine zweite, große Welle, nach der ersten vor rund zehn Jahren. Damals kamen unter anderem Marken wie Landwind und später Borgward und Byton auf – und verschwanden wieder.
“Die neue Welle wird erfolgreicher sein, weil einige Hersteller Innovationen und einen Mehrwert bieten sowie technisch auf Augenhöhe zu etablierten Marken sind”, sagt Prof. Bratzel. Dazu zähle auch der der US-Hersteller Rivian, der seine Fahrzeuge aber vorerst nicht in Europa verkauft. “Bei Togg und Vinfast wird es noch einige Zeit dauern, bis sie auf dem europäischen Markt erfolgreich Autos verkaufen werden”, sagt Prof. Bratzel.
Quelle: t-online