Candida auris ist auf dem Vormarsch. Die Zahl der Infektionen mit dem Hefepilz steigt – weltweit. Die Pilzinfektion kann lebensgefährlich sein. Die wichtigsten Fakten über den gefährlichen multiresistenten Krankheitserreger.
In den USA ist man bereits seit Anfang des Jahres besorgt, weil sich der Krankheitserreger Candida auris laut US-Gesundheitsministerium mit “alarmierender Geschwindigkeit” ausbreitet. Vermehrt kam es zu Übertragungen in Gesundheitseinrichtungen. Im schlimmsten Fall kann eine Infektion mit dem multiresistenten Erreger tödlich enden. Auch in Deutschland steigen die Fallzahlen. Das sind die wichtigsten Fakten zu dem Pilz.
Was ist Candida auris?
Candida auris ist ein Hefepilz, der zu tödlichen Infektionen führen kann. Es handelt sich um einen multiresisten Krankheitserreger. Weil es immer wieder auch zu sogenannten nosokomialen Ausbrüchen in Krankenhäusern kommt, also Infektionen, die im Zusammenhang mit einer medizinischen Maßnahme erworben werden, bezeichnet man Candida auris auch als einen Krankenhauskeim.
Woher stammt Candida auris?
Der Hefepilz Candida auris wurde das erste Mal 2009 in Japan als Erreger beschrieben. Der Pilz hatte damals bei einer 70-Jährigen eine Ohrentzündung verursacht. Seinen Ursprung hat der Pilz aber möglicherweise an ganz anderer Stelle. Zuvor ist er mindestens schon einmal in Pakistan und in Südkorea aufgetreten, wie man inzwischen anhand von Proben nachweisen konnte. In Deutschland wurde der erste Fall 2015 registriert.
Wie wird Candida auris übertragen?
Die Übertragung des Hefepilzes geschieht von Mensch zu Mensch und über kontaminierte Oberflächen oder Gegenstände als Schmierinfektion. Das macht den Pilz auch besonders. Denn solche direkten Übertragungen von Mensch zu Mensch sind bei Pilzen selten.
Candida auris ist schwer zu bekämpfen und hartnäckig. Oftmals ist der Pilz sogar gegen Desinfektionsmittel resistent. Er kann bis zu sieben Monate auf Oberflächen überleben. Laut “Spektrum” genügen vier Stunden Kontakt mit einer kontaminierten Oberfläche oder einem Träger von Candida auris für eine Ansteckung. Auch Medizinprodukte spielen laut Robert-Koch Institut (RKI) bei der Übertragung eine besondere Rolle.
Wie vermehrt sich der Pilz?
Pilze am menschlichen Körper sind normal. Das Immunsystem sorgt dafür, dass es nicht zu viele werden. Am wohlsten fühlen sich Hefepilze (Candida) in einem feuchten Mikroklima und bei Temperaturen zwischen 30 und 40 Grad. Vorzugsweise siedeln sie sich in Körperregionen wie Achselhöhlen und der Leistengegend an.
Welche Symptome löst die Pilzinfektion aus?
Von einer Mykose, also einer Pilzinfektion, sind meist Haut und Schleimhaut betroffen wie im Intimbereich oder dem Mund. Auch Ohren, Augen und Harnwege können sich infizieren. Candida auris kann unter anderem auch innere Organe, das zentrale Nervensystem und Knochen befallen. Kommt der Pilz in den Blutstrom, kann dies zu einer Blutvergiftung führen. Eine frühe Diagnose kann daher Leben retten.
Wie gefährlich ist Candida auris?
In den meisten Fällen besteht kein großer Grund zur Sorge. Für gesunde Menschen besteht kaum eine Bedrohung. Denn meist handelt es sich dann um eine sogenannte Besiedlung, was bedeutet, dass der Pilz “nur” am Körper gefunden wurde und nicht behandelt werden muss. Gelangt der Pilz jedoch in den Körper, beispielsweise über Wunden, kann er zur Gefahr werden und schwere Krankheiten verursachen.
Gefährdet sind vor allem vorerkrankte Menschen, Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder Patienten auf Intensivstationen. Für sie kann eine Infektion lebensgefährlich sein. In 30 Prozent der Fälle endet eine solche Infektion tödlich.
Wie wird Candida auris behandelt?
Dringen die Krankheitserreger tief in den Körper, kann eine Behandlung notwendig werden. Nicht selten ist der Pilz allerdings gegen eine oder mehrere der drei Wirkstoffgruppen von Antimykotika resistent. So wird gegen Pilzinfektionen meistens mit Fluconazole gearbeitet. Das Mittel wirkt allerdings in mehr als 80 Prozent der Infektionen mit Candida auris laut RKI nicht. Auch gegen weitere Antimykotika zeigt der Pilz eine hohe Resistenz. In vier Prozent der Fälle ist der Pilz nicht behandelbar.
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Wie verbreitet ist Candida auris?
Laut Weltgesundheitsorganisation ist der Pilz mittlerweile in mehr als 50 Ländern verbreitet. Die Centers for Disease Control and Prevention in den USA stufen Candida auris als ernste Bedrohung ein. Bis September 2019 wurden dort insgesamt 799 Infektionsfälle registriert, 2020 waren es bereits 1310 Fälle, 2022 stieg die Zahl auf 5754.
In Europa berichtete das European Centre for Disease Control and Prevention von insgesamt 620 Nachweisen von Candida auris zwischen 2013 und 2017. In etwa drei Viertel der Fälle handelte es sich um Kolonisierungen, bei einem Viertel um Infektionen. Zuletzt kam es in Europa, beispielsweise England und Spanien, immer wieder zu Infektionen in Krankenhäusern. Auch in Deutschland steigen die Fallzahlen.
Wie viele Fälle in Deutschland sind bekannt?
In Deutschland gibt es keine Meldepflicht für Candida auris, wie hoch die Zahlen tatsächlich sind, ist nicht bekannt. Allerdings wird von einer steigenden Fallzahl berichtet. Jedoch handelt es sich hierzulande um eine überschaubare Zahl. Bis September 2019 handelte es sich laut RKI um 10 dokumentierte Fälle. Inzwischen ist die Zahl auf 40 angestiegen, wie Alexander Aldejohann vom Institut für Hygiene und Mikrobiologie in Würzburg gegenüber dem “ZDF” berichtete. Mehr als die Hälfte der Fälle wurden in den vergangenen zwei Jahren nachgewiesen.
Warum blieb der Pilz so lange unentdeckt?
Candida auris eindeutig zu identifizieren, ist ohne moderne Analysegeräte so gut wie unmöglich. Immer wieder wird er mit anderen Candida-Arten verwechselt. Problematisch ist das, weil gegen Candida auris gängige Antimykotika oftmals nicht anschlagen.
Quelle: RKI, Infectious Diseases, Spektrum, ZDF, Spiegel, Ärzteblatt
Quelle: Stern