Dauerstress macht krank. Forschende aus den USA haben nun herausgefunden, dass negativer Stress das Immunsystem schneller altern lassen könnte.
Ein Termin jagt den anderen, die To-Do-Liste scheint unaufhörlich lang, in der Familie gibt es Konflikte – dauerhafter negativer Stress macht krank. Die Folgen sind unter anderem Antriebslosigkeit, Magen-Darm-Beschwerden oder Schlaflosigkeit. Forschende der University of South California haben jetzt herausgefunden, wie das Immunsystem leidet, wenn der Körper unter Dauerstress steht.
Mit steigendem Alter ist es ganz normal, dass das Immunsystem nachlässt. Erreger haben es leichter in den Körper einzudringen, weil das Immunsystem im Laufe der Jahre schwächer wird. Mit zunehmendem Alter verlieren die T-Zellen des Immunsystems bei der Bekämpfung von Krankheitserregern an Wirksamkeit. Es fehlt an “frischen” Abwehrzellen. Die benötigt das Immunsystem, um neue und unbekannte Erreger zu bekämpfen. Ein weiterer Faktor ist, dass es mehr abgenutzte weiße Blutkörperchen gibt. Diese altersbedingte Abschwächung des Immunsystems wird als Immunseneszenz bezeichnet. Die Folge: Ein höheres Risiko für altersbedingte Gesundheitsprobleme wie Krebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Immunsystem altert durch Stress
Wenn zwei Menschen 50 Jahre alt sind, können sie ein unterschiedliches immunologisches Alter haben, erklärt Studienautor Eric Klopack in “The Conversation”. Auch in einem mittleren Alter lässt sich die Immunseneszenz beobachten. Dauerhafter Stress gilt als eine mögliche Ursache. Um diese These zu überprüfen, haben die Forschenden 5744 Menschen über 50 Jahre zu sozialem Stress befragt und Blutproben entnommen. Die Wissenschaftler:innen haben die Proband:innen zu verschiedenen Faktoren von Stress befragt: Belastende Lebensereignisse, lebenslange und alltägliche Diskriminierung, Traumata und chronischem Stress (zum Beispiel durch den Beruf).
Das Ergebnis: Die Proband: innen, die mehr Stress ausgesetzt waren, hatten ein älteres Immunsystem. Forschende fanden bei ihnen mehr abgenutzte, weiße Blutkörperchen und weniger “frische” Abwehrzellen. “Ältere T-Zellen, die ihre Fähigkeit zur Bekämpfung von Eindringlingen erschöpft haben, produzieren Proteine. Diese können Entzündungen verstärken. Menschen mit geringen Anteilen an neueren T-Zellen und einem hohen Anteil an älteren T-Zellen haben ein gealtertes Immunsystem”, erklärt Eric Klopack. Die Forschenden konnten den Zusammenhang zwischen Stress und der Alterung des Immunsystems auch noch sehen, wenn sie Faktoren wie den Alkoholkonsum, Raucherstatus, Body-Mass-Index berücksichtigten. Die Forschenden konnten in ihrer Studie ebenso beobachten, dass dauerhafter Stress zu Bewegungsmangel und schlechten Ernährungsgewohnheiten führt.
Veränderte Lebensweise kann sich positiv auswirken
Wer sich jedoch gut ernährt und genug bewegt, scheint die negativen Folgen von Stress ausgleichen zu können. Auch eine bessere Stressbewältigung könne sich positiv auf das Immunsystem auswirken. Klopack betont allerdings, dass die Art der Studie, die er und sein Team durchgeführt hat, Ursache und Wirkung nicht vollständig klären können. Um besser zu verstehen, wie dauerhafter Stress die Immunalterung beeinflusst, sind weitere Studien nötig.
“Weniger gealterte Immunsysteme sind besser in der Lage, Infektionen zu bekämpfen und eine schützende Immunität durch Impfstoffe zu erzeugen. Immunseneszenz kann erklären, warum Menschen mit zunehmendem Alter wahrscheinlich schwerere Fälle von Covid-19 und eine schwächere Reaktion auf Impfstoffe haben. Für die Forschung ist es wichtig, die Alterung des Immunsystems besser zu verstehen”, sagt Eric Klopack.
Quellen: Studie University South California,The Conversation
Quelle: Stern