Zentralrats-Chef spricht von “Schaden” für Deutschlands Image
“Es ist richtig, dass das antisemitische Werk des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi von der documenta entfernt wurde”, sagte der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, in Berlin. Damit sei jedoch das Thema Antisemitismus sowie die Debatte über eine Nähe der diesjährigen documenta zu BDS nicht abgehakt. BDS steht für “Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen”. Die Bewegung will Israel wirtschaftlich, kulturell und politisch isolieren.
“Es muss jetzt über personelle Konsequenzen nachgedacht werden”, sagte Schuster. Nähere Angaben machte er dazu nicht. Deutschlands Image in der Welt habe durch diesen Vorfall bereits Schaden genommen.
Kritik an den Verantwortlichen
FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai sagte, jetzt gelte es, “schonungslos aufzuklären, wie es zu diesem beschämenden Vorfall kommen konnte und wer wann für welche Entscheidungen konkret Verantwortung getragen hat”. Das Wichtigste sei, dass daraus auch Konsequenzen gezogen würden. “Wer diese menschenverachtenden Ausfälle gutheißt, darf in Deutschland nicht die Verantwortung für ein international bekanntes Kulturevent tragen”, forderte der FDP-Politiker.
Wie konnte es überhaupt so weit kommen? Hessens Kunstministerin Angela Dorn (Grüne) sieht das Problem teils in einem fehlenden verantwortlichen Kurator begründet. “Die Verantwortung für die gezeigte Kunst liegt in erster Linie bei der künstlerischen Leitung. Dass diese von der Findungskommission diesmal einem Kollektiv übertragen wurde, nicht einem einzelnen Kurator oder einer einzelnen Kuratorin, hat offenbar dazu geführt, dass die Sorgfalt und die Verantwortung des Kuratierens gelitten haben”, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch.
Dorn betonte, ihr sei auf mehrfache Nachfrage bei der documenta gGmbH immer versichert worden, es gebe keine Hinweise auf antisemitische Bildsprache auf der Ausstellung. “Warum nicht alle Werke gerade im Licht der Debatte im Vorfeld der Eröffnung eingehend betrachtet wurden und welchen Beitrag eine bessere Kommunikation durch die Gesellschaft hätte leisten können, wird zu klären sein.” Die Gesellschafter hätten der documenta den klaren Auftrag erteilt, alle gezeigten Werke “im Sinne eines verantwortungsvollen Kuratierens” zu überprüfen.
“Noch ist nicht alles verloren”
Der Leiter der Bildungsstätte Anne Frank, Meron Mendel, plädierte unterdessen für einen Blick nach vorn: “Noch ist nicht alles verloren, jetzt muss diese Krise als Chance genutzt werden, um wirklich ins Gespräch zu kommen”, sagte Mendel der dpa. Ohne Dialog werde die Debatte weiter eskalieren.
Die Bildungsstätte Anne Frank wolle in Kassel mit Bildungsangeboten zur Aufklärung über Antisemitismus und Rassismus unterstützen. Darüber sei die Bildungsstätte in Kontakt mit der documenta. Für kommende Woche Mittwoch ist demnach eine Veranstaltung zusammen mit Ministerin Dorn geplant. Die documenta äußerte sich am Mittwoch zunächst nicht zu dem weiteren Verlauf der Debatte.
Quelle: t-online