Ben Kentish, Journalist bei der Rundfunkstation LBC, schrieb auf Twitter: “Quelle aus der Regierung: Es ist vorbei”. Ein Kabinettsmitglied sagte dem Sender Sky News, Johnson müsse zurücktreten.
Auch aus der Opposition kamen Rücktrittsforderungen. “Nach all dem Schmutz, den Skandalen und dem Versagen steht fest, dass diese Regierung jetzt zusammenbricht”, sagte Labour-Parteichef Keir Starmer. Der Oppositionsführer rief weitere Kabinettsmitglieder auf, mit einem Rücktritt ein Zeichen gegen den “pathologischen Lügner” Johnson zu setzen.
“Sie haben mein Vertrauen verloren”
Javid schrieb auf dem Kurznachrichtendienst Twitter: “Ich habe mit dem Premierminister gesprochen, um meinen Rücktritt als Minister für Gesundheit und Soziales einzureichen.” Er bedauere, dass er das Amt nicht länger mit gutem Gewissen ausüben könne. Unter Johnsons Führung werde die Konservative Partei von der Öffentlichkeit weder als wertegeleitet angesehen, noch diene sie dem nationalen Interesse. Auch nach dem parteiinternen Misstrauensvotum, das Johnson kürzlich knapp gewann, habe der Premier keinen Kurswandel eingeleitet. Ihm sei “klar, dass sich die Situation unter Ihrer Führung nicht ändern wird, und Sie haben deshalb mein Vertrauen verloren”, hieß es in Javids Rücktrittsschreiben an Johnson.
Auch Sunak kündigte seinen Rücktritt auf Twitter an. Er sei immer loyal zu Johnson gewesen, schrieb er dort. Nun aber richtete er harte Worte an den Premier: “Die Öffentlichkeit erwartet zu Recht, dass eine Regierung ordnungsgemäß, kompetent und seriös geführt wird.” Für diese Standards wolle er kämpfen und trete deshalb zurück – in dem Wissen, dass “dies vielleicht mein letztes Amt als Minister ist”, so Sunak.
Skandal um sexuelle Belästigung setzte Johnson unter Druck
Der Premierminister hatte sich nur kurze Zeit vor den Rücktritten am Dienstagabend dafür entschuldigt, einen unter dem Verdacht der sexuellen Belästigung stehenden Vertreter seiner konservativen Tory-Partei zum stellvertretenden Parlamentarischen Geschäftsführer gemacht zu haben. Chris Pincher war Ende vergangener Woche zurückgetreten, nachdem er zwei Männer sexuell belästigt hatte. Dabei wurde bekannt, dass es bereits in der Vergangenheit Vorwürfe gegen ihn gegeben hatte. Mehr dazu lesen Sie hier. Johnson betonte in der BBC, dass er in dem Fall nicht gelogen habe.
Zuvor hatte Johnsons Sprecher eingeräumt, dass der Premierminister bereits 2019 über Anschuldigungen gegen seinen konservativen Parteifreund Chris Pincher informiert worden sei. Bisher hieß es, Johnson seien keine konkreten Vorwürfe bewusst gewesen.
Quelle: t-online