Stand: 29.06.2022 21:55 Uhr
Es ist der größte Gefangenenaustausch seit Kriegsbeginn: Russland und die Ukraine haben knapp 300 Gefangene freigelassen. Unter ihnen sind auch Verteidiger des umkämpften Asowstal-Werk.
Die ukrainische Armee und die russische Seite haben nach eigenen Angaben insgesamt knapp 300 Gefangene ausgetauscht. Das ukrainische Verteidigungsministerium in Kiew berichtete von 144 ukrainischen Soldaten, die wieder frei seien. Es handele sich um den größten Gefangenenaustausch seit Kriegsbeginn vor mehr als vier Monaten.
Der Separatistenführer Denis Puschilin wiederum sprach von ebenfalls 144 prorussischen und russischen Kämpfern, die aus ukrainischer Gefangenschaft entlassen worden seien.
95 Verteidiger des Asowstal-Werks
Unter den freigelassenen ukrainischen Soldaten sind nach Angaben aus Kiew auch 95 Kämpfer, die bis vor einigen Wochen das schwer umkämpfte Stahlwerk Asowstal in der mittlerweile von den Russen eroberten Hafenstadt Mariupol verteidigten. Wiederum 43 von ihnen sollen dem Regiment Asow angehören.
Tausende ukrainische Kämpfer hatten das Stahlwerk wochenlang gegen die russische Armee verteidigt und sich in unterirdischen Tunneln der riesigen Anlage verschanzt. Mitte April ergaben sich schließlich die letzten Kämpfer, Hunderte wurden gefangen genommen. Ein pro-russischer Separatistenvertreter hatte Ende Mai gesagt, den Mitgliedern des Asow-Regiments drohe nach ihrer Gefangennahme die Todesstrafe. Die Regierung in Kiew hatte mehrfach erklärt, die Asow-Kämpfer gegen russische Kriegsgefangene austauschen zu wollen. Moskau erklärte hingegen, die ukrainischen Kämpfer sollten vor Gericht gestellt werden.
Die meisten der jetzt freigekommenen Soldaten seien schwer verletzt durch Schüsse oder Splitter, andere hätten Verbrennungen und Knochenbrüche, erklärte das Verteidigungsministerium in Kiew. Sie würden nun medizinisch und psychologisch betreut.
Seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine am 24. Februar nahmen beide Seiten bereits mehrfach Gefangenenaustausche vor. Mitte Juni wurden zudem Leichen gefallener Soldaten ausgetauscht. Dabei erhielt die Ukraine die sterblichen Überreste von 64 bei der Verteidigung des Stahlwerks getöteten Kämpfern.
Bisher größter Gefangenenaustausch im Ukraine-Krieg
Peter Hild, WDR, 30.6.2022 · 06:22 Uhr
Quelle: Tagesschau