Bauzinsen haben sich seit Jahresbeginn mehr als verdoppelt
Krawczyks Geschichte ist exemplarisch für das, was derzeit viele Menschen erleben, die in Deutschland ein Haus oder eine Wohnung kaufen wollen. Konnten sich angehende Eigentümer die hohen Immobilienpreise zuletzt dank niedriger Zinsen oft gerade noch leisten, droht der Traum vom Eigenheim für viele inzwischen zu zerspringen. Die doppelte Last aus steigenden Zinsen und Baukosten können immer weniger Deutsche stemmen.
Wie sehr sich die Lage verschlimmert hat, zeigen Zahlen von Deutschlands größtem Vermittler für Immobilienkredite, Interhyp. Demnach haben sich die Zinsen für zehnjährige Darlehen seit Jahresbeginn mehr als verdoppelt: von durchschnittlich 1 Prozent auf 2,6 Prozent Anfang Mai. Als Krawczyk vor anderthalb Jahren mit der Suche begann, lag der Schnitt sogar noch bei 0,8 Prozent. Ein riesiger Unterschied für die monatliche Belastung.
“Für dieselbe Finanzierungssumme hätten wir damals 400 bis 450 Euro weniger pro Monat an Raten zahlen müssen”, sagt sie. Selbst das Haus in Hamm, eigentlich deutlich günstiger als die anderen besichtigten Immobilien, wird dem Paar letztlich zu teuer.
“Die Bank hätte uns den Kredit schon gegeben”, sagt Krawczyk. “Das war uns aber einfach zu knapp kalkuliert. Gerade jetzt, wo die Preise überall hochgehen, hatten wir Angst, dass wir uns mit zu hohen Raten unglücklich machen.”
Das Elternhaus als Sicherheit nutzen
Einen Ausweg zeigt Udo Zimmermann, Spezialist für Baufinanzierung beim Finanzdienstleister Dr. Klein: “Oft ist es so, dass diejenigen, die eine Immobilie suchen, selbst in einem Eigenheim aufgewachsen sind. Mit diesem können die Eltern ihre Kinder unterstützen – ganz ohne Geldgeschenke.”
Voraussetzung dafür ist, dass das Elternhaus ganz oder wenigstens zur Hälfte abbezahlt ist. Dann kann es als zusätzliche Sicherheit für die Finanzierung der Kinder dienen und den Zinssatz deutlich verbessern. “Je nach Einzelfall sind so bis zu 0,4 Prozentpunkte weniger drin”, sagt Zimmermann. “Damit sinkt die monatliche Belastung bei einer Darlehenssumme von 400.000 Euro um 133 Euro.”
Eltern haften notfalls für ihre Kinder
Eltern werden so zwar nicht selbst zum Kreditnehmer, sollten sich aber bewusst sein, dass sie schlimmstenfalls mit ihrer Immobilie haften. “Sollten die Kinder den Kredit nicht mehr bedienen können, greift die Bank in aller Regel zuerst auf die Immobilie der Kinder zu”, sagt Zimmermann. “Doch wenn das Geld aus dem Verkauf nicht reicht, ist auch das Haus der Eltern dran.”
Alternativ könne man die Immobilie nur mit einem Teilbetrag einbringen. Das biete sich etwa an, wenn es mehrere Kinder gibt, die gleich behandelt werden sollen.
Immobilie als Basis für neuen Kredit
“Denkbar ist auch, dass die Eltern selbst Kreditnehmer werden, indem sie ihr Haus mithilfe einer neuen oder bestehenden Grundschuld beleihen”, so Zimmermann. “Dann können sie das Geld als Schenkung oder privates Darlehen weiterreichen.”
Quelle: t-online